Nico wirkt entspannt und zufrieden an diesem Vormittag, er lacht viel, freut sich auf das Interview. „Er ist hier eingeschlagen, wie eine Bombe - im positiven Sinne natürlich“ ruft ein Kollege von hinten. „Das können Sie ruhig schreiben!“.
Hier – das ist die zertifizierte Fahrrad-Werkstatt der RAD AB GmbH in Unterbilk, die seit über 30 Jahren für erstklassigen Service rund ums Fahrrad in Düsseldorf bekannt ist. Und hier arbeitet Nico seit Oktober letzten Jahres als Zweiradmechaniker in Vollzeit. Sein Arbeitsvertrag: Unbefristet. Darauf ist er stolz und das kann er auch sein, denn sein Weg bis hierhin war nicht immer einfach.
Nico Calabria ist 47 Jahre alt, ledig, hat 1 Sohn und lebt in Düsseldorf. Hier ist er auch geboren. Genau wie seine 2 Schwestern. Seine Eltern sind 1968 von Sizilien nach Deutschland gekommen, der Arbeit wegen. Und sie sind geblieben.
Seine Kindheit verlief wie die vieler Kinder. Er besuchte die Grundschule, wechselte im Anschluss auf die Hauptschule und machte dort seinen Abschluss. Danach begann und beendete er erfolgreich nach 3,5-jährige eine Ausbildung zum Zerspannungsmechaniker. Handwerk liegt ihm und macht ihm Spaß. Nach der Ausbildung wechselte er zunächst in den Familienbetrieb der Eltern. „Meine Eltern waren selbständig mit einem Eiscafé und brauchten damals meine Unterstützung“, sagt Nico. „Da war es selbstverständlich, dass ich helfe“. Als die Eltern nicht mehr auf seine Unterstützung angewiesen sind, wechselt er als Verkäufer zunächst in verschiedene Bereiche. Die längste Zeit arbeitete er als Verkäufer in einem Bauhaus. 6 Jahre bleibt er dort.
Über das, was dann passierte, möchte er nicht sprechen. „Ich wurde krank und war dann lange raus aus dem“. 11 Jahre lang dauert Nicos Kampf zurück ins Leben und in den Beruf. Sein Weg führte ihn während dieser Zeit vom Sozialamt über eine befristete Erwerbsunfähigkeitsrente bis zum Arbeitsamt und schließlich zum Jobcenter. Anstrengend, beschreibt er diese Jahre. „Man fühlt sich nicht gut dabei. Nutzlos“ ergänzt er. „Das war schon ein Kampf. Immer wieder aufstehen, fallen, aufstehen, fallen. War keine leichte Zeit.“ Wie er das durchgehalten hat, möchte ich wissen. „Ich habe mir immer und immer wieder Mut gemacht, nicht aufgegeben und positiv in die Zukunft geschaut“, sagt er.
Als er gesundheitlich wieder in der Lage ist, zu arbeiten, rät ihm seine Sozialarbeiterin Kontakt zur Radstation der Zukunftswerkstatt Düsseldorf aufzunehmen. Nico ergreift die Chance, ruft bei der Radstation an, vereinbart einen Termin zum Probearbeiten und beginnt im Anschluss als Maßnahmenteilnehmer in Arbeitsgelegenheit. Zunächst nur mit ein paar Stunden am Tag, bis er sich mehr zutraut. Nach 1 Jahr bekommt er einen befristeten sozialversicherungspflichtigen Vertrag nach §16i angeboten und er greift zu. „Die Radstation hat mir sehr geholfen damals, das war der perfekte Wiedereinstieg für mich, um zu schauen, was ich mir überhaupt zumuten kann“, beschreibt Nico die ersten Wochen und Monate. „Was es mir sehr einfach gemacht hat, war die Geborgenheit, die ich dort erfahren habe, die Gemeinschaft. Ich war da nicht alleine mit meinen Herausforderungen – alle Mitarbeiter hatten ihre Herausforderungen. Und dafür gab es viel Verständnis und Unterstützung.“
Insgesamt 5 Jahre lang bleibt er bei der Radstation am Düsseldorfer Hauptbahnhof, entwickelt wieder Selbstbewusstsein, Mut und Zuversicht, weiß, was er kann. Er besucht die angebotenen Schulungen und Qualifizierungen, nutzt das sozialpädagogische Angebot der Zukunftswerkstatt, nimmt alles mit, was ihn beruflich und persönlich weiterbringt. „Sonst kommt man ja nicht dahin, wo man hin möchte“, sagt er lachend. Und dann kommt alles, wie es kommen musste. Betriebsleiter Christian Meuter und Anleiter Daniel Luberichs aus der Radstation ermutigen Nico zum Sprung in den ersten Arbeitsmarkt und vermitteln ihm einen Kontakt zu RAD AB. Nach einem Telefonat und einem ersten Probearbeiten wechselt Nico Calabria dann im Oktober 2023 als Zweiradmechaniker mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag zu RAD AB. „Der Abschied tut uns schon sehr weh“, sagt Christian Meuter. „Aber wir freuen uns ungemein für Nico, er hat das wirklich verdient. Und genau das, nämlich die Vermittlung unserer Teilnehmenden in unbefristete Arbeit, ist ja schließlich unsere Aufgabe.“ So ganz will Nico sich dann auch nicht von der Radstation trennen. Hin und wieder besucht er noch das Team in seiner Freizeit. „Es war immer familiär mit einer guten Atmosphäre. Das war für mich mit das Schönste an der Radstation.“
Bei RAD AB hat er sich gut eingelebt und auch an neue Abläufe und Arbeitszeiten hat sich Nico schnell gewöhnt. „Ich fühl mich rundum wohl hier. Die Fahrradbranche ist genau das Richtige für mich“. Werkstattmeister Raffaele Mancuso-Berger ist ebenfalls hochzufrieden: „Nico ist ein echter Gewinn für uns“.
Was hat er mitgenommen aus all der Zeit? „Das es sich lohnt, Mut zu haben und nicht aufzugeben. Und dass man einfach mal was ausprobieren muss, bis man was findet, was man machen kann und will. Bei mir hat’s funktioniert. Ich kann wieder ausatmen. Die schlimme Zeit ist vorbei.“
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